Heute ist der Paradiesgarten ein weltweit bekannter Schaugarten, der zukunftsweisende Wege für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur und dem Leben zeigen soll. Aber das war ein langer und manchmal leider auch ein schwerer Weg.
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6. Mai 1956
„Nun steht die Welt in Blüten und alles Leben erwacht.“
Die ersten Worte aus Anton Hubers Tagebuch, Großvater von Michael Maag.
Aufnahme von Sepp Maag (bekannter Bergsteiger), Vater von Michael Maag.
Michael Maag, geborener Lechbrucker, wuchs am Falchen auf und liebte es Tiere zu beobachten. Auch Sibylle Hermann, geboren in Füssen, hatte ein großes Herz für Natur. Schon als kleines Mädchen zog sie heimlich Veilchen unter ihrem Bett und fütterte von da an emsig ihr Sparschwein, um sich später ihr eigenes Stück Land kaufen zu können. Ihre größte Inspiration war der Garten ihres Großvaters. Die Liebe zur Natur war in beiden Familien tief verwurzelt und von Generation zu Generation wurde diese Faszination weitergeben. Als Michael und Sibylle 1992 heirateten, war eines gewiss: Sie würden einen Garten errichten und dort gemeinsam ihr Leben verbringen. 1993 kommt ihre Tochter Rebekka auf die Welt.
Als Familie Maag 2004 den Paradiesgarten als einen Schaugarten eröffneten, ging ihnen ein großer Herzens-Wunsch in Erfüllung. Was aber nur ganz wenige Menschen wissen ist, dass es vor diesem Ereignis einen anderen Garten gab. Den Paradiesgarten den man ab 2004 besuchen konnte, ist in Wirklichkeit der Paradiesgarten 2.0.
Der erste Paradiesgarten
Es ist fast wie ein Geheimnis. Damals gab es noch keine Internetseite und die meisten Bilder sind noch nicht einmal Digital.
Als Sibylle nach Lechbruck zog, kam die erste Hürde. Ihre Ersparnisse flossen nicht etwa in einen Garten, sondern in den Ausbau der öffentlichen Anliegerstraße. Zusätzlich quoll das Grundstück vor alten Baumaterialien über. Immerhin waren sie nun „Stein-Reich“, denn sie hatten jede Menge Steine für den Garten.
Aufnahme aus 2003
Aller Anfang ist schwer
Vor 20 Jahren war die Gartenwelt noch anders. Biologischer Anbau wurde belächelt und sich selbstständig zu machen wirtschaftlich eine „Verrücktheit“. Geschweige denn auf 800 Seemetern Obstbäume, Artischocken und andere Raritäten anzubauen, im Allgäu eine Unmöglichkeit. „Was willst denn mit dem Hang? Auf der Wiese wächst doch nie was.“ und „wieso soll man Salat anbauen, wenn man den auch billig kaufen kann?“ Die Liste der Gegenargumente war lang.
Doch das hielt Sibylle und Michael nicht im geringsten auf. Im Gegenteil. Sie machten sich mit ihren Schaufeln auf den Weg und grub das gesamte Grundstück eigenhändig um. Nur 3cm Humus Schicht, dicht verwurzelt mit Gras, danach schwerer Lehm- Tonboden und danach Sandstein und Nagelfluhgestein – und trotzdem, ein Beet nach dem anderen entstand. Sibylle bewies, dass es mit ihrer Art des Anbaus dort eben doch möglich war ein blühendes und fruchtendes Paradies zu erschaffen.
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Ernten in Hülle und Fülle
Sie bauten auf 800m² so viel Gemüse und Obst an, dass es für mehrere Familien reichte. Sie fingen an Rezepte auszuprobieren und selbst zu kreieren. Bald fragten ihre Freunde für Weihnachten nach ihren Leckereien. So entstand aus den Ernten eine kleine Allgäuer Manufaktur namens „Vergessene Künste“. Die erste Firma von Sibylle Maag.
Was als Nebenjob in einer kleinen Produktionsküche begann, wurde nach zwei, drei Monate zum Vollzeitjob für Sibylle und Michael. Sibylle und Michael stellten Freunde und Familie mit der Selbstständigkeit vor vollendete Tatsachen. Morgens erhielten sie Anrufe von Freunden die nicht schlafen konnten weil sie sich um sie sorgten. Im Frühjahr und Sommer kümmerten sie sich um ihren Garten und im Herbst wurde für das Weihnachtsgeschäft die leckersten Sachen hergestellt, wie zum Beispiel ein Rosenchampagner Gelee. Bald schon reichten die Ernten aus dem Garten nicht mehr aus um den Bedarf an Ware zu decken.
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Der Beginn der Führungen
Die erste Führung war eine Wildkräuterführung, eine der ersten in der Gegend überhaupt und sehr gefragt. Sie verlief über Wald und Feld und endete schließlich im Garten. Sibylle hatte ihre ganz eigene Art anzubauen. Nichts in Reih und Glied, eine üppige Mischkultur, Gemüse und Erdbeeren zwischen Blumenstauden – damals bahnbrechend für die Besucher. Die einen hassten es, die anderen liebten es. „Die grüne Hölle“ hieß es, aber auch „Ein Paradies für Mensch und Tier“. Die ersten Zeitungen wurden auf den Garten aufmerksam.
Nun wurden die Leute doch neugierig wie man selbst Gemüse anbaute und jedes Wochenende waren die Führungen voll mit interessierten Menschen. Die erste Anfrage für eine Gartenplanung stand im Raum und Sibylle und Michael begannen Gartenseminare und Vorträge abzuhalten.
Das Gartenglück schien perfekt, doch dann kam die Ernüchterung: Der Garten konnte dort nicht bleiben. Michaels und Sibylles Garten stand auf einem Grundstück, das früher oder später aufgeteilt werden sollte und sie konnten es sich nicht leisten beide Grundstücke zu kaufen. Sie entschieden sich dazu, das vordere und größere Grundstück zu nehmen und einen neuen Garten zu gestalten.
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Ein neuer Schaugarten entsteht
Sibylle und Michael planten über den Winter wie es weiter gehen sollte und zeichneten die Gartenräume die entstehen sollten. Nach einem anstrengenden Weihnachtsgeschäft mit der Manufaktur rückte im Frühjahr schließlich der Bagger an. Noch am selben Tag wurde gemunkelt ob sie ein Haus bauen.
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Fast kommentarlos wurde ein neuer Garten angelegt. Größer und schöner als zuvor. Abends Steine, Äste und Pflanzen schleppen, morgens der Bagger. Eine erschöpfende Arbeit, die ihnen dennoch viel Freude bereitete. Schon während der Arbeiten kamen die ersten Besucher und wollten die frisch eingegrabenen Pflanzen kaufen. Sibylle die ihre Pflanzenschätze nur ungern wieder ausgrub entschied sich dazu, dass nächste mal mehr Pflanzen zu bestellen, um diese dann den Besuchern verkaufen zu können. So entstand im Paradiesgarten eine kleine Spezialitäten-Gärtnerei.
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Der Paradiesgarten entwickelt sich
Durch die viele Arbeit mit Menschen wurde ihnen schnell klar, dass sehr viele nicht wussten warum man guten Boden benötigt, was natürliche Kreisläufe sind und wieso Vielfalt wichtig ist. Das noch junge Unternehmen fing an sich zu verändern. Die Wirtschaftskriese 2008 wurde für die Manufaktur eine Durststrecke, die sie jedoch überstand. Durch die wunderschönen Gestaltungen, einzigartigen Ideen und die einmalige Art der Familie wurde der Paradiesgarten bekannter und Menschen aus der ganzen Welt reisten an, um einen 1200m² Garten an den Alpen zu sehen. Der Paradiesgarten wurde zu einem Bildungsprojekt und Sibylle begann ein Studium. Ab da, änderte sich der „Auftrag“ des Gartens enorm.
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UNESCO Auszeichnung für das Projekt Paradiesgarten
Experimentierflächen wurden weiter aufgebaut. Während dieser Zeit entwarfen sie auch den KUBI, die berühmteste Erfindung aus dem Paradiesgarten.
2013 wurde der Paradiesgarten für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ von der Deutschen UNESCO-Kommission als herausragendes Projekt ausgezeichnet. Darauf ist Familie Maag besonders stolz. „Als wir den Paradiesgarten Maag 2004 eröffneten ging uns ein großer Herzens-Wusch in Erfüllung, denn nun konnten wir uns nicht nur privat für eine nachhaltige Zukunft einsetzen, sondern auch noch beruflich, und das mit etwas, dass wir alle lieben.“
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Eine Familie
Tochter Rebekka stieg nach der Schule in das Familienunternehmen mit ein und arbeitete mit Sibylle an der weiteren Unternehmensentwicklung. „Die Zukunft in der du Leben willst“ wurde zur neuen Vision. Gemeinsam gestalteten sie auch den Garten weiter. Fernsehsender wie der BR, WDR und RTL wurden auf den Paradiesgarten und die Familie aufmerksam.
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1. Allgäuer Gründerpreis
In dieser Zeit wurde der KUBI Marktreif und Sibylle gründete Maag Design. Das Start up gewann kurz darauf den 1. Allgäuer Gründerpreis, so wie den Publikumspreis, da sie die Jury und die Zuschauer begeistern konnten. Noch im gleichen Jahr wurde Sibylle Botschafterin der Wirtschaftsregion Ostallgäu.
.Sibylle Maag in der Jury, auf der Allgäuer Gründerbühne 2016.
Mit der Region, für die Region
Das Unternehmen wuchs und Familie Maag trennte sich schweren Herzens von ihrer Manufaktur, um sich auf die anderen Firmenzweige und Projekte voll konzentrieren zu können. 2015 wurde Sibylle zur Sprecherin des Wirtschaftsbeirates Ostallgäu ernannt. Sie entwickelte mit dem Wirtschaftsbeirat und dem Landratsamt die Agenda: Zukunftsvision 2036 für den Wirtschaftsraum Ostallgäu- Gemeinsam die Zukunft gestalten, als Leitfaden für die Politik mit. Sibylle wurde 2018 von Unternehmen in die IHK Regionalvertretung gewählt.
Vorträge und Aktionen werden ins Leben gerufen. Leben, Arbeiten, Wohnen der Zukunft wurde ein weiteres Ziel.
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Familie Maag in der Welt der Bücher
Die Bücher die im Paradiesgarten verfasst wurden, veränderten auch das Bild des Gartens. Viele neue Projekte und Gartenräume entstanden. „Ein Buch zu schreiben ist wie ein kleines Abenteuer zu beschreiten. Das wir alle kreative Menschen sind, Bücher lieben und beim schreiben gut harmonieren, ist ein großes Glück das wir sehr schätzen“.
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Ihr erstes Garten Sachbuch „Gärtnern für die Seele – Der Garten, der mir gut tut“, erschien 2015 im Kosmos Verlag.
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2018 erscheint das erste gemeinsam geschriebene Werk der Familie „Vertikales Gemüse – 20 DIY Projekte für essbare Minigärten“. Das Buch wurde ein voller Erfolg und ist bisher in 3 Sprachen erschienen.
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Das dritte gemeinsam geschriebene Buch der Familie, „Kein Platz und trotzdem Garten – Ideen für kleine Beete“, erschien bereits 2019.
Was die Leidenschaft zum Gärtnern alles auslösen kann!
Neue Wege
.Zur Überraschung aller kommt Familie Maag 2019 plötzlich mit einem Abschiedsbrief.
Nach einem Abschiedsfest Ende 2019 rücken mehrere LKWs an um die ausgegrabenen Pflanzenschätze im Paradiesgarten abzuholen. Die Pflanzen und Familie Maag machen sich auf den 800km langen Weg zu ihrem neuen Grundstück zwischen Hamburg und Bremen. Dann wird es still um die Familie. Keine Blogbeiträge, keine Newsletter. Nur auf Social Media gibt es hin und wieder Lebenszeichen und ein erstes Bild vom Hof.
„Wir sind dann mal beschäftigt!“
10.000m² groß ist das neue Projekt in Westerwalsede. Im Januar 2021 erfuhren die Fans im Beitrag „Die unglaublichen Entwicklungen im Paradiesgarten“ was hinter den Kulissen passiert war. Neben Renovierung des 100 Jahre alten Hofes und des florierenden KUBI Geschäfts entstanden die Grundlagen eines neuen Paradiesgartens.
Der Paradiesgarten 3.0
Die ersten Schritte durch den neuen Garten.
Der Blick in die Zukunft
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Moin ihr Paradiesgärtner! Kenn euch über YouTube. Geniale Videos und so ein schönes neues Gelände. Wahnsinn was ihr da schon geleistet habt. Echt toll!
Liebe Maags,
Ich finds echt irre was ihr geleistet habt. Ich bin schwer beeindruckt und ich freu mich darauf den neuen Paradiesgarten zu besuchen. Hoffentlich bis dann!
Grüße aus Hamburg
Andi
Hallo Sibylle. Ivh war damals bei einer der ersten Führungen dabei. Jetzt werd ich richtig traurig das ihr uns verlässt auch wenn ich mich für euch freu. Aber da verliert das Allgäu jetzt einen tollen Ort. Bin am Abschiedsfest auf jeden dabei… Mir sehn uns hoffentlich. Grüsse Rudi
Liebe Sybille, liebe Rebecca, ich freue mich riesig für Euch, dass Ihr mit dem Paradiesgarten 3.0 für Euch nochmal einen Schritt weitergeht und entwickelt. Für Eure Zukunft wünsche ich Euch alles erdenklich Gute! In jedem Neuanfang wohnt ein Zauber inne! Ich bin mir sicher ihr habt einen ganz tollen Weg vor Euch! Ganz liebe Grüße, Sabine
Einfach toll, ich bin sehr beeindruckt. Was ihr geleistet habt ist nicht zu topen. Aber wir „ die Familie aus dem Norden „ freut sich ganz dolle über die Entscheidung. Wir wünschen Euch gutes Gelingen, nicht so viel Stress und viele helfende Hände. Schade das wir nicht zu eurer Abschiedsfeier kommen können. Bitte denkt aber auch daran Pausen zu machen …. fühlt Euch gedrückt
Tina